Auf Jobsuche als IT-Consultant

Viele Studierende eines wirtschaftswissenschaftlichen oder informationstechnischen Studiengangs finden sich vor, während oder nach dem Diplom zu Bewerbungsgesprächen bei diversen Beratungsunternehmen ein. Das Beratungsgeschäft gilt als guter Start ins Berufsleben, weil man viel Erfahrung sammeln kann. Die Beratungsunternehmen lassen sich grob in Wirtschafts- und Strategieberatungen (z.B. McKinsey, BCG, Roland Berger) auf der einen Seite und Technologieberatungen (z.B. accenture, ex-Andersen Consulting) auf der anderen unterteilen. Dieser Artikel befaßt sich insbesondere mit Technologieberatungen, obwohl die Grenze zwischen beiden Sparten immer mehr verwässert.

Technologieberatungen beschränken sich selten auf die reine Beratung; oft wird handfest Software entwickelt, existierende Software angepaßt oder "Systemintegration", also die Einflechtung neuer Technologien in bestehende Altsysteme, betrieben.

Dieses Dokument ersetzt nicht eine ausführliche Beschäftigung mit der Branche. Es ist eher für jemanden gedacht, der die Arbeit in der Technologieberatung für interessant hält und sich nun mit ein paar konkreten Fragen für erste Gespräche auf einer Job-Messe wappnen will. Wenn man sich da nicht vorher überlegt, was man eigentlich fragen will, dann gleichen sich die meisten Beratungen wie ein Ei dem anderen.

Warnung für Einsteiger

Bevor ich mit den Tips für die Auswahl des passenden Consultants anfange, eine Anmerkung: Die Arbeit in der Beratung kann Spaß machen und einem in kurzer Zeit relativ viel Erfahrung bringen. Trotzdem, und egal, was die Hochglanzbroschüren versprechen: Jeder fängt klein an. Es ist nichts ungewöhnliches, am Anfang Excel-Listen zu pflegen und Powerpoint-Charts zu malen, zu testen, was andere programmiert, oder zu programmieren, was andere sich ausgedacht haben. Spezifikation, Planung, Teamleitung und der Kundenkontakt kommen oft erst nach und nach dazu. In einem mittleren Unternehmen in der Industrie bewegt man schneller mehr! Und von dem Gerede über die "Meritokratie" sollte man sich auch nicht vernebeln lassen - in der Praxis dauert es Jahre, bis die (bedeutenden) Leute in der Firma merken, daß sie ein Genie vor sich haben, und zumindest so lange macht das Genie genau die gleichen Sachen wie alle anderen auch: "Lehrjahre sind keine Herrenjahre".

Womit ich nicht von der Arbeit in der Beratung abraten will. Man muß nur mit den richtigen Erwartungen herangehen, und gerade unter Uni-Absolventen halten sich hartnäckig Gerüchte, die Berater müßten irgendwas überirdisches sein. Sind sie nicht.

Personal

Fortbildung

Bietet der Arbeitgeber Dir an, Dich auf Kurse zu schicken, in denen Du etwas lernst? Wer wählt aus, auf welche Kurse Du gehst? (Nicht immer ist die Antwort "das kann sich der Angestellte selbst aussuchen" die goldene - manchmal will man ja auch gern, daß jemand anders einen ein bißchen in die richtige Richtung lenkt.) Was für Arten von Kursen gibt es? (Viele Consultants unterscheiden zwischen "Management"-Kursen, auf denen sie ihre Methoden trainieren, und technischem Training. Technisches Training wird oft nur auf Projektbasis gemacht, d.h. nur, wenn Du auf einem XML-Projekt bist, kriegst Du XML-Training, und das muß dann der Projektmanager auf sein Budget nehmen. Nicht gut!)

Gibt es ein Minimum an Training, das ein Mitarbeiter auf jeden Fall im Jahr mitmachen soll? Das wäre im allgemeinen positiv zu bewerten, weil es sonst passieren kann, daß der Projektdruck einen davon abhält. Gibt es vielleicht ein festes Budget für jeden? Auch das wäre nicht schlecht. Es lohnt sich, herauszufinden, ob der Arbeitgeber das Training wirklich auch wichtig findet, oder ob das eher als eine Spaß-Maßnahme für die Zeit zwischen den Projekten gesehen wird.

In der Strategieberatung üblich, in der Technologieberatung eher die Ausnahme: Unterstützung bei MBA oder Promotion. Wer mit dem Gedanken spielt, nach einigen Jahren Berufserfahrung noch einmal an eine Uni zu gehen, kann sich informieren, inwiefern der anvisierte Arbeitgeber so etwas unterstützt. Die Bandbreite reicht hier von "gar nicht, kündigen Sie halt" über "unbezahlter Urlaub möglich" bis hin zu "ein Jahr volles Gehalt für Ihre Arbeit an der Uni" (das habe ich bislang allerdings nur von den teuren Strategieberatern gehört). Die meisten Technologieberatungen stehen eher auf dem Standpunkt, immer ihre Firma oder Methode zu verkaufen, nie aber den einzelnen Mitarbeiter, und deswegen braucht der auch keine Titel auf der Visitenkarte.

Konkurrenz, Ranking

Wie ist das mit den Job-Bezeichnungen, Gehältern undsoweiter - wer trifft die Personalentscheidungen, und auf welcher Basis? Wer kriegt Gehaltserhöhungen, Boni, usw.? Einerseits will man nicht in einer Firma arbeiten, in der jeder versucht, dem anderen ein Bein zu stellen; andererseits will man auch nicht, daß um des lieben Klimas willen noch der letzte Trottel das gleiche positive Feedback bekommt wie man selbst.

Wie ist die Unternehmensstruktur, wer ist der direkte Vorgesetzte - ist das ein Geschäftsführer, den man kaum jemals zu Gesicht bekommt, oder ein Team- oder Gruppenleiter, mit dem man sich schon mal trifft?

Gibt es auch wirksames Feedback von unten, d.h. wird die (ggf. gehaltswirksame) Bewertung des Projektmanagers auch von den anderen Projektmitarbeitern oder nur von oben gemacht?

Betreuung

Wie ist die offizielle "Hierarchie"? Projektarbeit bedeutet meist, daß für die Zeit eines Projekts der Projektmanager der Boß ist, aber was passiert sonst? Wer behält den Überblick über die Leistungen und Ambitionen des Angestellten - sind das "die Leute in der Human Resources-Abteilung", oder hat jeder einen persönlichen "Coach"? Inwiefern kann man sich selbst als Arbeitnehmer Ziele definieren?

Viele Firmen haben ein paar Standard-Karrierepfade eingerichtet, auf denen man sich bewegen kann - das kann, je nach individuellen Vorstellungen, gut oder schlecht sein. Je nach persönlicher Vorliebe sollte man da genau nachhaken; es gibt Unternehmen, die ausschließlich den Management-Karrierepfad definiert haben, d.h. jeder ist am Anfang Programmierer, dann technischer Teamleiter, dann Projektmanager, und am Schluß vielleicht mal Key Account Manager. Andere haben alternativ auch technische Pfade (eine Weiterentwicklung zum technischen Spezialisten, Architekten oder so) vorgesehen. Wer sich für so etwas interessiert, muß herausfinden, ob diese "Techies" im Unternehmen auch gleich geschätzt und angesehen werden, oder ob er als Techie immer ein kleinerer Fisch bleibt als ein Projektmanager.

Staffing

Wer entscheidet, wie neue Projekte besetzt werden? Welche Informationen stehen dieser Stelle dazu zur Verfügung? Inwiefern hat der einzelne Arbeitnehmer Einfluss darauf? Kaum zu glauben, aber wahr: Bei vielen Firmen ist es immer noch am wichtigsten, dass der "Staffer" einen persönlich kennt und entsprechend einteilen kann. Zählt bei dieser Einteilung nur das, was man in der Vergangenheit gemacht hat, oder auch das, was man mal gerne machen würde?

Oft hört man hier, daß es ja gerade ein wichtiges Merkmal der Mitarbeiter sei, flexibel zu sein und auch mal ein Projekt zu machen, das nicht ganz auf dem geplanten Weg liegt. Sicher richtig - aber so weit, daß man COBOL lernt, muß es ja nicht gehen.

Besonders wichtig für den Einfluß des Mitarbeiters auf seine Projektwahl ist natürlich: Wie rechtzeitig erfährt er von neuen Projekten, die ihn vielleicht interessieren und um die er sich intern bemühen möchte? Oder erfährt er überhaupt nichts, solange bis der Anruf vom Staffer kommt?

Das Heimat-Office

Bei den Unternehmen, die mehrere Büros unterhalten, wird man in der Regel in einem davon angestellt. Was bedeutet das? Ist das nur eine formale Zuordnung, oder heißt das dann auch, daß man hauptsächlich mit Leuten von der jeweiligen Geschäftsstelle zusammenarbeitet? Vielleicht sogar, daß man vornehmlich Projekte in der Gegend macht?

Falls man überlegt, seinen Wohnort zu verlegen, kann man sich natürlich das Home-Office aussuchen. Dabei sollte man sich dann überlegen, ob man in der Woche abends gerne zu Hause sein möchte. Ein großer Teil der IT-Projekte in Deutschland findet in Frankfurt statt. Wer also gerne zu Hause wohnt und bei einer Beratung anheuert, die ihre Leute zum Kunden schickt, sollte sich für Frankfurt als Home Office entscheiden. Allerdings bedeutet das, das man in der Regel keine Spesen bekommt und abends als einziger mit Bus und Bahn nach Hause fährt, während alle, die von auswärts kommen, beliebige Reisespesen verursachen dürfen und gemütlich im Taxi ins Hotel fahren. Die Lufthansa-Meilen für den Urlaubsflug kann man dann auch vergessen :-)

Ende des Dienstverhältnisses

Wie hoch ist die Fluktuation, d.h. wieviel Prozent der Mitarbeiter, die das Unternehmen am 1.1. eines Jahres hat, werden erfahrungsgemäß am 1.1. des nächsten Jahres nicht mehr dabei sein? Das ist ein Zeichen dafür, wie zufrieden die Mitarbeiter sind - aber nicht abschrecken lassen, im Vergleich zu anderen Branchen sind die Zahlen im Beratungsgewerbe sehr hoch.

Falls man mit Personal-Leuten spricht, sollte man die ruhig mal fragen, was denn bei den letzten 2, 3 ausgeschiedenen Mitarbeitern die Gründe für den Weggang waren. Oft wird man als Antwort bekommen, daß die Leute sich nach einem ruhigeren Job umgeschaut haben. Machen sich auch welche selbständig oder wechseln gar zur Konkurrenz?

Einige Firmen fassen das Thema "Aussteiger" mit spitzen Fingern an, da ist einer, der geht, fast schon ein Verräter. Andere gehen sogar so weit, ihren abwanderungswilligen Mitarbeitern "Outplacement"-Seminare anzubieten, die sie bei der Suche eines geeigneten neuen Jobs unterstützen.

Projekte

Eigene Projekte - Vorgehensmodell

Hat der Arbeitgeber in der Regel eigene Projekte, die er selbst akquiriert hat und zumindest federführend durchführt (gut) oder schickt er oft Helfer-Teams in größere Projekte, die von Mammut-Consultants a la "accenture" gemanagt werden (schlecht)? Nur, wenn die eigenen Leute am Hebel sitzen, hat die Firma eine Chance, auch ihre eigenen Methoden, ein eigenes Profil zu entwickeln.

Interessant in diesem Zusammenhang die Frage: Hat das Unternehmen ein "Vorgehensmodell", also eine bestimmte Art und Weise, wie es generell an Projekte herangeht? Kann der Interviewpartner das erklären? Auf den ersten Blick mag sich das etwas strikt anhören, aber eigentlich ist es ein großer Pluspunkt, wenn es so ein Modell gibt und jeder Angestellte das auch einigermaßen kennt, weil es verhindert, daß alle im Projekt einfach nur so rumwursteln. So ein Modell wird üblicherweise auf einem Neueinsteiger-Training vermittelt - gibt es so etwas, und wenn ja, wie lange und wo ist das und was wird da gemacht?

Akquise

Als was präsentiert sich der Arbeitgeber am Projekt-Markt? Wie ist sein Ruf? Das entscheidet viel mehr, welche Art von Projekten er hereinbekommt als irgendwelche schöngefärbten Selbstdarstellungen. Wenn man ein, zwei Kontakte zu potentiellen Auftraggebern - beispielsweise IT-Abteilungen von Banken und Versicherungen - hat, wäre es ideal, dort mal nachzufragen, welches Image der anvisierte Arbeitgeber hat. Oder man fragt direkt: "Wenn Sie sich bei einem Auftraggeber um ein Projekt bewerben, wodurch versuchen Sie dabei, sich von der Konkurrenz abzuheben?"

Time & Material vs. fix-time, fix-price

Führt der Arbeitgeber Projekte in der Regel auf "Time & Material"-Basis durch (d.h. der Kunde zahlt alle Spesen und Arbeitsstunden), oder gibt es feste Zeit- und pauschale Kostenvereinbarungen mit dem Kunden? "Time & Material" führt oft zu nervenzehrenden Ewigprojekten, bei denen der Kunde sich ständig was neues überlegt. Im Extremfall "verleiht" der Arbeitgeber sogar einzelne Mitarbeiter langfristig auf T&M-Basis an Kunden ("body leasing"). Das ist fast immer eine ziemliche Sackgasse, es sei denn, man will beim Arbeitgeber aus- und bei dem betreffenden Kunden einsteigen. Pauschal vereinbarte Projekte stellen wesentlich höhere Anforderungen an das Management und sind von dieser Perspektive her oft lehrreicher und spannender, aber der Streß (Termindruck auch für die nicht-Manager) ist größer, die Lebensqualität kann zeitweise leiden. Technisch kann es genau andersherum aussehen; wenn ein Kunde tatsächlich jede Stunde bezahlt, die gearbeitet wird, dann kann man es sich schon einmal leisten, eine Sache bis ins Detail auszufeilen und wirklich gut und richtig zu machen, während Festzeitprojekt oft Drahtseilakte sind (wie simpel können wir es machen, so daß es trotzdem noch die Anforderung erfüllt?). Das kann manchmal vom professionellen Anspruch her für einen echten Programmierer schwer sein, während dem eher wirtschaftlichen denkenden Menschen natürlich das Herz lacht.

Größe, Dauer, Projektphasen

Man sollte nicht versäumen, nach der durchschittlichen Größe eines Projektteams und nach der durschnittlichen Projektdauer zu fragen. Kleine, schlagkräftige Teams mit kurzen Projekten (maximal 1/2 Jahr bei Software-Entwicklung) können viel Spaß machen, sind aber auch stressiger. Projekte, die mehr als ein Jahr dauern oder sehr große Teams haben, erfordern oft eine ganz andere Organisation, da ist das Projekt dann eher wie ein Unternehmen im Unternehmen. Solche Langläufer können langweilig werden, und es besteht die Gefahr, daß man sich zu sehr auf einen Kunden oder eine Technologie "einschießt" und dadurch der Lerneffekt zu kurz kommt. Andererseits bietet sich durch die gute Kenntnis der Materie und des Kunden eventuell schneller die Chance, anspruchsvollere Rollen innerhalb des Teams zu übernehmen.

Für die eigene Planung ist es natürlich interessant, inwiefern lange Projekte in Phasen unterteilt werden, zu deren Ende man dann ggf. ausscheiden kann, wenn sich ein anderes interessanteres Projekt auftut oder man mal Urlaub nehmen will.

Arbeit vor Ort oder im Büro?

Wenn der Arbeitgeber Projekte durchführt, wird das dann hauptsächlich vor Ort beim Kunden gemacht oder im eigenen Büro? Hier unterscheiden sich die Arbeitgeber deutlich; einige schicken nur ihre Sales-Leute und Manager zu Gesprächen zum Kunden und lassen alle anderen "daheim" entwickeln, bei anderen ist man fast immer die ganze Woche im Hotel irgendwo (manche Firmen haben Freitag einen "Office Day", an dem nach Möglichkeit alle Mitarbeiter im Büro sein sollen, auch wenn sie sonst unterwegs sind). Beides hat Vor- und Nachteile. Ein Job, bei dem man unterwegs ist, belastet mehr (Hotel, Reisen, Wäschewaschen am Wochenende...), aber der Kundenkontakt und die Abwechslung können auch positiv sein. Man gewinnt einen besseren Einblick in das Unternehmen des Kunden, und man wird auch (durch gemeinsame Mahlzeiten und Aktivitäten) mit dem eigenen Team stä:rker "zusammengeschweißt".

Bei vor-Ort-Jobs muß das Team ein bißchen den privaten Freundeskreis ersetzen, zu dem man dann oft nur noch am Wochenende Zugang hat. Ob das angenehm oder lästig ist, hängt sehr stark von der "Kultur" im Unternehmen ab. Fortschrittliche Unternehmen haben erkannt, daß der Mitarbeiter auch fernab der Heimat gern Kontakt nach Hause hält und halten es für selbstverständlich, auch "private" Dinge wie Telefonkosten mit zu übernehmen, wärend man für das Unternehmen unterwegs ist.

Arbeit im Ausland

Viele Firmen werben mit ihrer weltweiten Ausdehnung. Wer sich bei einer solchen bewirbt und die Hoffnung hat, in der halben Welt eingesetzt zu werden, sollte vorher nachfragen: Wie wahrscheinlich ist der Einsatz auf Projekten außerhalb Deutschlands (oder Europas)? Wie funktioniert in solchen Fällen die interne Abrechnung? Viele Firmen haben ihre einzelnen Büros als relativ eigenständige Einheiten organisiert, die sich Personal für teures Geld von den anderen "importieren" müssen. Das verschlechtert das eigene Ergebnis und wird daher nur im Notfall gemacht.

Allgemein sind die Chancen eines Auslandseinsatzes bei einem nicht international aufgestellten, kleineren Unternehmen fast höher als bei einem, das Büros in aller Herren Länder hat. Bei den großen Beratungen kann man Auslandseinsätze innerhalb der ersten Jahre meist vergessen, wird aber wenigstens zu Trainings durch Europa oder gar die Welt geschickt. Andererseits kommt bei den großen schon auch bei Inlandsprojekten manchmal internationales Flair auf, wenn man Teammitglieder von woanders importiert - die können oft kein Deutsch, und dann arbeitet das ganze Team auf Englisch.

Spesen

Wenn man mit dem Team vor Ort beim Kunden ist, muß das Projekt auch ein etwas strapazierfähiges Budget haben. Die täglichen Restaurantmahlzeiten sollte nicht der Angestellte zahlen müssen, und auch ein bißchen Bürokomfort (Office Sweets, Getränke undsoweiter) ist angebracht. Das ist u.U. nicht viel Geld, aber es verbessert die Stimmung im Office ungemein, wenn es nicht immer irgendjemand "privat" bezahlt. - Zuweilen wird auch einfach der steuerlich höchstzulässige Tagegeld-Satz bezahlt, und der Arbeitnehmer kauft sich sein Essen davon selbst. Das kann, wenn man sparsam ist, ein attraktives steuerfreies Zubrot sein, aber wenn man eher viel und gut speist und regelmäßig die Minibar leerfuttert, dann zahlt man drauf.

Wer viel reist, verursacht viele Spesen. Bezahlt das Unternehmen die direkt, oder bekommt man eine Firmen-Kreditkarte? Sonst passiert es leicht, daß man der eigenen Firma ständig mehrere tausend Euro an Spesen auslegt.

Statussymbole & Annehmlichkeiten

Arbeitsplatz

Wer Wert auf einen eigenen, permanenten Arbeitsplatz mit Namensschildchen an der Tür legt, wird bei vielen Consultants nicht glücklich werden - gerade die, die viel vor Ort arbeiten, haben für Ihre Leute oft nur einen Rollcontainer im Heimatbüro, oder nicht einmal das. Die Firmen unterscheiden sich auch darin, inwiefern der einzelne Consultant Zugriff auf zentrale Sekretariatsdienste hat. Bei einigen kann selbst der kleinste Newcomer Anfragen wie z.B. Buchbestellungen, Vervielfältigungsaufträge oder Fahr-/Flugscheinbestellungen (manchmal auch Reiseplanung) bei einem zentralen Sekretatiat einkippen, bei anderen muß man das selbst machen, bei dritten ist der jeweilige Projektmanager zuständig.

Dienstwagen

Falls ein Firmenwagen vorgesehen ist: Ist die private Nutzung uneingeschränkt? Bedeutet der Firmenwagen, daß vom Mitarbeiter erwartet wird, Auto zu fahren, auch da, wo die Bahn bequemer und günstiger ist? Kann sich der Mitarbeiter das Modell frei aussuchen, oder gibt es nur einen bestimmten Pool zur Auswahl? Kann er ggf. etwas zuzahlen und ein besonders tolles Auto nehmen? Ein normaler Dienstwagen muß mit 1% vom Listenpreis monatlich versteuert werden (d.h. ein 80kEUR-Dienstwagen bei Steuersatz 40% verursacht monatlich 320 EUR zusätzliche Einkommensteuer). Einige Firmen machen stattdessen Leasingverträge für die Mitarbeiter, die dann evtl. nach dem Aussscheiden noch an einem hängenbleiben.

Notebook, Handy

Die meisten Unternehmen werden ihren Mitarbeitern ein Firmen-Notebook und ein Mobiltelefon zur Verfügung stellen. Auch hier unterscheiden sich die Regelungen zur privaten Nutzung. Besonders interessant ist die Frage, inwiefern sich durch das Mobiltelefon eine schleichende Ausweitung der Arbeitszeit ergibt: Erwartet man, daß es immer eingeschaltet ist? Wenn Privatgespräche mitgezahlt oder durch eine Pauschalregelung abgegolten werden, kann man sein eigenes Handy eventuell aufgeben, aber dann ist man natürlich für die Kollegen immer erreichbar. Da ist dann wieder die Frage nach der "Kultur" im Unternehmen - sind das alles Leute, für die das Projekt selbstverständlich wichtiger ist als das Privatleben?

Beim Firmen-Notebook ist es ebenfalls interessant, herauszufinden, wozu das gedacht ist - nur für eMail und gelegentliches Protokollieren von Meetings, oder soll darauf im Zweifel sogar Software entwickelt werden (das wäre nicht so prickelnd)?

Abschlußbemerkung

Das war's, was ich zu sagen hatte. Ein paarmal habe ich von der "Kultur" eines Unternehmens gesprochen - die ist natürlich schwer zu greifen, und insbesondere dann nicht, wenn man es "nur" mit Mitarbeitern der Personalabteilung zu tun hat. Um davon einen Eindruck zu bekommen, muß man mit Leuten reden, die im Tagesgeschäft arbeiten. Falls das im Rahmen einer Bewerbermesse o.ä. nicht möglich ist, sind die meisten recht offen, wenn man sein Interesse bekundet und einfach mal mit einem Mitarbeiter plaudern will.

Je stärker der Einfluß einer "Kultur" im Unternehmen ist, desto eher ähnelt sich auch die Arbeit in verschiedenen Projekten. Bei einem Unternehmen mit weniger ausgreprägter Kultur - oder bei einem sehr großen Unternehmen - kann sich ein anderes Projekt anfühlen wie eine ganz andere Firma; der Kunde, der Terminplan, der Manager, die Teamzusammenstellung, das Spesenbudget formen die Stimmung. Unter solchen Bedingungen ist es natürlich schwer, sich für einen Arbeitgeber zu unterscheiden und damit ein Jahr später auch noch glücklich zu sein - außer, das Projekt dauert sowieso fünf Jahre, und man sitzt die ganze Zeit im gleichen...


  Frederik Ramm, 2004-12-02