Logbucheintrag vom 11.4., 21:00, im Bett
Dieser Eintrag ist etwas kürzer, denn ich habe ihn schon
einmal geschrieben und versehentlich gelöscht. Also
nochmal.
Die Jugendherberge in Stirling ist wirklich gut. Das
Vierbettzimmer hat eine eigene Dusche und eigene Toilette, auf
die Weise können sie locker auf die überkommene
Männer-Trakt/Frauen-Trakt-Einteilung verzichten. Die
Dusche kennt zwar auch nur eine Temperatur, aber diesmal ist
es wenigstens die richtige - und es tröpfelt nicht
bloß ätzend lagsam heraus. Außerdem gibt es
die Küche zur allgemeinen Benutzung und einen
Aufenthaltsraum mit Fernseher. Das Frühstück war
okay: Zwei Brötchen, Marmelade, Cornflakes oder Rice
Crispies oder Müsli (wobei ich mich frage, wie ein Brite
letzteres aussprechen würde). Dazu Käse (oder Schinken). Und
natürlich Tee oder Kaffee, soviel man möchte.
Wir verließen die Stadt und fuhren zuerst nach Culross
(sprich "Kuhross") am Nordufer des Firth of Forth;
die Stadt wird als eine der besterhaltenen "mittelalterlichen"
Orte Schottlands beschrieben. Aber wir konnten nicht in den
"Palast", und überhaupt war es recht diesig und wenig
eindrucksvoll. Ganz nett der Spaziergang hoch zur Culross
Abbey, aber alles in allem hätten wir uns den Weg auch
sparen können. Bei besserem Wetter hätte man von
Culross aus auch schon die Eisenbahnbrücke über den
Firth of Forth sehen können. Naja.
Über die Forth
Road Bridge (40p Maut) erreichten wir innerhalb einer guten
halben Stunde Edinburgh.
Dort suchten wir in Erinnerung der guten Erfahrungen von
Stirling zunächst die Jugendherberge (genauer, eine der
Jugendherbergen) auf - leider komplett besetzt. Eine
christliche Herberge in der Nähe nimmt nur Frauen und
Ehepaare auf (ich hatte an dieser Stelle eine
christenfeindliche Bemerkung untergebracht, doch Claudia fand
sie unfair), aber das hätten wir ohnehin nicht über
uns gebracht. Wir stellten das Auto am Rande der Stadt ab und
liefen hinein (rund 20 Minuten bis zur Stadtmitte, vielleicht
gibts bessere, aber wir hatten keine Lust zum Suchen).
Zuerst statteten wir der Royal Scottish Contry Dance Society
einen Besuch ab; Claudia hatte einem Bekannten versprochen,
seine Mitgliedsgebühr dort zu entrichten. Mannomann,
handgeführte Mitgliederkartei, gibt es sowas noch!
Danach besuchten wir die Edinburgh Dungeons, eine zwei
unterirdische Stockwerke umfassende Ausstellung über
Foltermethoden und Hinrichtungs-Stories (gelobt sei die
Religion, ohne die die Anzahl der Exponate sicherlich nur halb
so groß gewesen wäre). Einige Stücke haben sie
sogar aus dem "famous Nuremberg museum" oder so.
Wir hatten inzwischen (da wir vom Westen her kamen) den
imposanten Castle Hill erreicht, der ungefähr den Anfang
der Innenstadt markiert.
Von hinten stiegen wir hinauf,
entschieden uns oben aber doch dafür, die £ 5.50 Eintritt
(über DM 12,-!) einzusparen.
Dann liefen wir die "Royal Mile" entlang. Nicht-Edinburgh-
Kennern sei gesagt, daß die Innenstadt im wesentlichen
aus zwei in West-Ost-Richtung verlaufenden Straßen
besteht; die nördliche davon ist die Princes Street mit
vielen Kaufhäusern und Bekleidungsgeschäften;
südlich die Royal Mile, eigentlich meherere ineinander
übergehende Straßen, vom Edinburgh Castle (im
Westen) bis zum Palace of Holyroodhouse (im Osten). Zwischen
beiden befindet sich ein Tal, in dem die Eisenbahngleise und ein Park
liegen. Am östlichen Ende des Tals sind der
Hauptbahnhof (Waverley Station) und ein Einkaufszentrum
gleichen Namens. Hier findet man außerdem das Tourist
Information Centre. (Wem das nicht reicht, der kann sich auch
einen
Innenstadtplan
oder
das Bild in groß
anzeigen lassen.)
Zurück zum Tagesverlauf: Wir verließen auf halbem
Wege die Royal Mile und überquerten besagtes Tal, um die
Hauptpost zu erreichen, wo Claudia auch wirklich das
gewünschte Geld von ihrem Postsparbuch abheben konnte.
Danach ging es noch zu einem Buchladen, in dem Claudia ein
"Pilling" erwerben wollte; das ist ein Buch mit symbolhaften
Anleitungen zu den verschiedenen schottischen Volkstänzen,
von der RSCDS verpönt, aber mir scheint, daß selbst
die Profis für den Notfall eins griffbereit haben.
Da es nun schon etwa vier Uhr war, beschlossen wir, uns zuerst
eine Unterkunft am Stadtrand zu suchen und dann noch einmal
wiederzukommen. Etliche Läden abklappernd, machten wir uns
auf den Weg zum Auto.
Ganz schön teuer, die Unterkunft in Edinburgh - wir
mußten recht weit nach draußen fahren, um etwas
für £ 15.00 zu bekommen! Das war dann aber auch eine recht
große Hütte, eher ein Herrschaftshaus (um die
Jahrhundertwende). Zwei Bäder für die Gäste
(später stellte sich heraus, daß das auch nötig
war - bei sieben Personen insgesamt), aber nur ein Teekocher
für alle.
Claudia und Ela wollten bei einem "Ghost Walk" mitmachen; man
trifft sich mit einem geschulten Führer, wird durch Teile
der Altstadt geschleift und kriegt "echte" Gruselgeschichten
aus der Vergangenheit der Stadt dargeboten; das ganze kostet
(inklusive Getränk danach) vier Pfund für
Studierende. Ich hatte keine Lust, also fuhren die beiden mit
dem Bus in die Stadt, während ich fernsah und ein paar
Artikel für diese Serie hier schrieb. Es muß aber
recht gut gewesen sein, sie kamen drei Stunden später
äußerst belustigt wieder. Der Walk war einer von
denen, die am Mercat Cross (St. Giles-Kathedrale) starten und
nicht vor der Tourist Information am Waverley-Einkaufszentrum -
nur, falls ich es noch nicht allen vermiest habe (Beginn
20:00, Dauer rund 1 1/2h, nicht viel zu laufen, mit anschließendem Pub-Besuch, wobei ein
Getränk im Preis enthalten ist; geht man nicht mit ins Pub, kostet es ein Pfund
weniger, aber die paar Mark sollte man schon investieren, weil es ein recht
gelungener Abschluß ist und man noch weitere Gruselgeschichten erzält
bekommt).
Sorry übrigens, wenn ich nicht so viel über die
Sehenswürdigkeiten schreibe, aber die haben Claudia und
ich schon vor zwei Jahren abgeklappert, oder der Eintritt war
uns zu teuer (man kann in Edinburgh locker 60, 70 Mark pro Nase
an einem Tag loswerden, nur für Eintritt). Dazu gibt es ja
auch genug Literatur...
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Kleine Predigt in Culross Abbey :-)
Frederik Ramm, 2001-04-28