Die Ergebnisse der Verkoster sind sehr durchwachsen gewesen. Bei drei Laphroaig-Vertretern hat man deutlich gemerkt, daß es einfach eine Geschmackssache ist - besonders der 5jährige hat bei den meisten Testern extreme Punktzahlen bekommen, entweder sehr schlecht oder sehr gut.
Unsere drei "Billigheimer", das Eigenbräu, der Queen Margot und der Racke Rauchzart, sind insgesamt gar nicht so schlecht gewesen, bei manchen Testern haben sie sogar Spitzenpositionen eingenommen. Das Eigenbräu haben viele völlig abqualifiziert, aber gar nicht wenige fanden es auch auf eine ansprechende Weise "interessant" (das Wort kam oft). Auch der "Racke", obwohl insgesamt eher schlecht bewertet, hat einige Tester durchaus frohlocken lasssen.
Den Johnnie Walker "Red Label" haben sehr viele als Blend erkannt und eher schlecht bewertet - die kleine Standardabweichung deutet auf eine außergewöhnliche Einigkeit aller Tester hin. Der "Black Label" bekam allerdings teilweise deutlich bessere Bewertungen und landete am Ende immerhin im oberen Test-Drittel. Eventuell spielt da auch mit hinein, dass der nicht so bekannt ist und man sich daher nicht sofort an die letzte Hotelbar erinnert fühlt.
Dass es sich bei den beiden "Glenmorangies" um den gleichen Whisky handelt, hat niemand gemerkt. Wir haben uns wirklich Mühe gegeben und auch in den Geschmacksbeschreibungen nach Ähnlichkeiten gesucht, aber die waren wirklich minimal. Wer weiss, vielleicht hat das bisschen Farbstoff ja tatsächlich eine chemische Reaktion in Gang gesetzt, die den Geschmack verändert hat?
Überrascht waren wir vom relativ schlechten Abschneiden des 18jährigen Macallan Fine Oak; selbst Andreas, der "ausser Konkurrenz" mittestete, fand in diesem Whisky nichts mehr von dem, was ihm letztes Jahr noch so gut gefallen hatte, und das trotz identisch aussehender und bezeichneter Flasche und sogar gleicher Bezugsquelle. Eventuell hat Macallan da einfach ein schlechtes Fass gehabt - aber trotzdem bezeichnend, wie alles gedruckte Lob und alle gute Erinnerung an eine Sorte auf einmal ungültig werden können.
Ebenfalls bemerkenswert fanden wir, dass der Auchentoshan so schlecht dasteht. Man sagt zwar von ihm, er sei ein "Einsteigerwhisky", aber eigentlich sollte er gerade deswegen angenehm, ja fast "gefällig" sein und wenigstens im Mittelfeld liegen. Andererseits scheinen einige der Verkoster eine ausgesprochene Abneigung gegen so etwas zu haben und wittern, wenn der Whisky zu sehr "gefallen will", gleich einen künstlichen Gaumenschmeichler. Eventuell wurde das dem Auchentoshan zum Verhängnis.
Tja, und schließlich der Bruichladdich. Wir hatten eigentlich insgeheim den Plan, den Verkostern anhand des Bruichladdich vorzuführen, dass auch Whiskies aus der oberen Preisklasse nicht immer halten, was das Etikett verspricht (denn letztes Jahr hatte dieser Whisky nicht gerade gut abgeschnitten) - und endet er auf Platz 1! Viele haben zwar tatsächlich über den Bruichladdich gelästert, und nur ein Zehntel der Verkoster hat ihn als Islay-Whisky erkannt - aber dennoch, insgesamt kommt er gut an. Andreas hat selbst glatt den Bruichladdich mit dem 18jährigen Macallan, seinem Favoriten aus dem letzten Test, verwechselt. Es bedurfte einiger Argumente, um den Verdacht zu entkräften, daß hier eine Flasche vertauscht oder falsch beschriftet wurde. (Die Rolle des teuren, aber verkannten Whiskies teilen sich dafür diesmal der schon erwähnte 18jährige Macallan und der 17jährige Glenfarclas. Beide haben es nicht ins obere Drittel des Testfeldes geschafft.)
Insgesamt kann man sagen, dass die Verkoster, je weiter sie sich aus dem Fenster lehnten, umso falscher lagen. Diejenigen, die namentlich eine Sorte geraten haben, lagen fast immer daneben; oftmals wurde sogar ein Whisky geraten, der tatsächlich im Test war, aber unter einer anderen Nummer. Wie schon gesagt, ist niemand aufgefallen, dass die beiden Glenmorangies der gleiche Stoff waren. Den Auchentoshan hat kaum jemand als Lowland-Whisky erkannt, den Bruichladdich nur 10% als Inselwhisky, und wenn man untersucht, welche Whiskies für einen Blend gehalten werden, kommt man vermutlich auf eine Quote, die man auch mit einem Würfelwurf erreichen würde.
Es gab eine handvoll Verkoster, die uns mit der Präzision ihrer Ergebnisse überrascht haben. Auch bei denen waren "Klopfer" drin, aber im grossen und ganzen scheint es Menschen zu geben, denen man in Sachen Whisky wirklich nichts vormachen kann. Ein erster Eindruck sagt allerdings, dass das vermutlich statistisch nicht signifikant ist - weil bei 50 Teilnehmern eben einfach eine gewisse Wahrscheinlichkeit einiger "richtiger" Ergebnisse auch dann besteht, wenn die Leute kreuz und quer bewerten.
Wir werden hierzu noch genauere Untersuchungen anstellen und an dieser Stelle nachreichen.
Wir können also jedem Whiskyfreund nur empfehlen: Nehmt auch mal eine Flasche Wodka und mischt Geschmackskonzentrat hinein... vielleicht trifft es ja Euren Geschmack! (Oder noch besser: Setzt das mal ein paar Freunden vor...)