Nach kurzem Mailwechsel "aus heiterem Himmel" beschliessen Andreas und ich, den Versuch von 2005 mit größerer Teilnehmerzahl zu wiederholen. Andreas soll die "wissenschaftliche Leitung" übernehmen, d.h. die Auswahl der Sorten, die Erstellung der Fragebögen und wesentliche Teile der Auswertung; ich würde mich um die Logistik kümmern, also die Beschaffung und den Versand der Proben.
Eine Werbeseite wird erstellt und publiziert.
3 Anmeldungen.
15 Anmeldungen.
18 Anmeldungen. Ich beginne mit der Preisrecherche, indem ich die Webseiten verschiedener Whisky-Stores herunterlade und mit einem Skript in eine gemeinsame Preisübersichts-Datei konvertiere. Ausserdem rechne ich ein paar Szenarien durch, wie viel Geld für Whisky zur Verfügung steht in Abhängigkeit von der Anzahl der Teilnehmer und der Anzahl der Proben.
26 Anmeldungen. Davon haben sogar 18 schon überwiesen. Ich ordere schon einmal 600 leere Flaschen.
36 Anmeldungen. Es wird langsam unheimlich. Bei (ca.) 40, so rechne ich, sind drei volle Flaschen notwendig. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass wir eine vierte Flasche anbrechen werden. Ich bestelle die ersten Whiskies.
Die ersten 600 Flaschen werden geliefert. Inzwischen haben wir 50
Anmeldungen, so dass die nicht reichen werden - aber es ist ein Anfang.
Mit einem kleinen Perl-Skript drucke ich die Nummern-Aufkleber für die
Flachen. Anstatt jeder Flasche einen Kennbuchstaben für den enthaltenen
Whisky zu geben, bekommt jede Flasche eine eindeutige Nummer, so dass
sich Teilnehmer nicht untereinander austauschen können.
Andreas übermittelt die endgültige Whisky-Einkaufsliste. Es wird 18 Proben pro Person geben. Einige sichere Kandidaten hatte ich schon vorher bestellt, die anderen bestelle ich jetzt; die Preis-Recherchen habe ich schon alle vorher erledigt.
Die erste Runde Flaschen geht durch die - vorher extra gereinigte! - Spülmaschine. Ich beklebe sie mit zufällig herausgegriffenen Nummern und fülle den ersten Whisky ab. Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl fürs Einschenken und trifft die Menge recht genau.
Mit der Post erhalte ich die erste Whiskylieferung von insgesamt vieren.
Um 23:59:59 endet die Anmeldefrist. 54 Personen haben sich angemeldet, 4 weitere befinden sich auf der Warteliste - sie kommen zum Zuge, wenn jemand unerwartet abspringen oder einfach nicht zahlen sollte, oder wenn es doch 55 Proben gibt und nicht nur 54.
Wir werden 990 kleine Flaschen benötigen. 600 habe ich bereits, den Rest will ich noch bestellen. Der Anbieter hat inzwischen den Mengenrabatt gestrichen, nun soll die Flasche 54 statt 43 Cent kosten. Freundliche Nachfrage ergibt aber, dass man mich nochmal zu den alten Konditionen beliefert.
Ich fülle einen weiteren Whisky ab.
Die zweite Whiskylieferung kommt an. Ebenfalls erhalte ich 40 bei efiliale.de bestellte "Pluspäckchen", diese werde ich aber wieder zurückgehen lassen, weil ich mich inzwischen für den geringfügig teureren Versand als Paket entschieden habe.
Jetzt stehen noch zwei Whiskylieferungen aus, ausserdem die inzwischen im Versand bestellten Kartonagen.
Ein Freund hilft beim Bekleben weiterer Flaschen, ich fülle derweil weitere Sorten ab.
Lieferung Nr. 3 ist im Versand beschädigt worden und geht zurück an den Absender, zum Glück verschickt man schnell Nachschub. Lieferung Nr. 4 wird fürs Wochenende versprochen. Abfüllung geht weiter.
Alle Whiskylieferungen sind nun komplett. Andreas hat eine erste Version des Fragebogens fertig. Ich setze das Anschreiben auf. Abfüllung geht weiter. An der Teilnehmerliste gibt es einige Änderungen; wir nehmen jetzt doch 56 Leute rein (d.h. wir verteilen die 2,8 Liter Whisky auf 56 Flaschen, und wenn dabei mal ein ganz kleines bisschen weniger als 0,05l in einer Flasche landen, ist das nicht der Weltuntergang). Einige Listenplätze werden frei, und die meisten von der Warteliste können nachrücken - das freut mich, ich wollte ungern jemanden wegschicken.
In meiner Wohnung stapeln sich leere Kartons und solche mit fertigen Whiskyproben. Noch sind alle 56 Flaschen einer Sorte gemeinsam in einem Karton, und bei der Befüllung habe ich sofort in den Rechner eingetippt, welche Nummern mit welcher Sorte befüllt wurden.
Die Abfüllung ist abgeschlossen. Ich baue die leeren Kartons auf und beginne damit, die Sorten auf die Kartons zu verteilen. Dazu verwende ich einen improvisierten "Trolley", auf dem ich die 56 Flaschen einer Sorte und einen Laptop habe, um immer sofort zu vermerken, welche Flasche ich in welches Paket stecke. Ein Skript warnt mich, wenn ich versehentlich die gleiche Sorte mehrfach in ein Paket lege oder wenn die eingegebene Flaschennummer nicht zu der angeblich gerade verteilten Sorte passt.
Die Kartons sind fertig, sie müssen nur noch mit Verpackungsmaterial angefüllt werden. Die Paketmarken werden bedruckt.
Fragebogen und Anschreiben werden gedruckt und in die Kartons eingelegt, die Kartons zugeklebt, die Paketmarken kommen obendrauf, und ab die Post zur Post. Zum Glück betreibe ich zufällig auch die Seite trackntrace.de und kann dort schön sehen, wie es um die Pakete bestellt ist.
Unglaublich! Der erste Verkoster hat schon sein Ergebnis eingereicht. Es ist aussergewöhnlich detailliert - neben einer Bewertung der Whiskies hat er in einem Protokoll auch die Begleitumstände der Verkostung festgehalten ("gerade Currywurst gegessen", "komme vom Sport" usw.). Keines der später folgenden Ergebnisse ist je wieder so detailliert (obwohl sich viele Tester offenbar weiterführende eigene Notizen gemacht haben).
Unglaublich! Der erste Verkoster hat schon sein Ergebnis eingereicht. Es ist aussergewöhnlich detailliert - neben einer Bewertung der Whiskies hat er in einem Protokoll auch die Begleitumstände der Verkostung festgehalten ("gerade Currywurst gegessen", "komme vom Sport" usw.). Keines der später folgenden Ergebnisse ist je wieder so detailliert.
Der zweite Verkoster reicht seine Daten ein, diesmal als Excel-Datei per Mail.
Ergebnisse tröpfeln weiter ein. Sie kommen in ganz unterschiedlichen Formaten. Etwa die Hälfte der Leute sendet Umschläge mit ausgefüllten Papierfragebögen. Die anderen antworten elektronisch; einige mit einer einfachen Text-Mail, einige mit Excel-Sheets (mal eine Datei pro Whisky, mal alle in einem Sheet), CSV-Dateien oder PDFs mit eingescannten, ausgefüllten Fragebögen. Einige vergeben Punkte von 1-10, einige von 0-10, einige Schulnoten. Bei uns kommt das alles in eine SQL-Datenbank, und wir müssen die Punktzahl auf die Skala 0-100 normieren - teilweise ist dazu eine Rücksprache mit den Einsendern erforderlich.
In drei Fällen, in denen die Teilnehmer keinen (oder nur einen einzigen) Whisky mit unter 50 Punkten bewertet haben, verstossen wir gegen das Testleiter-Schweigegebot und fragen nach: War das tatsächlich Deine Intention, alle 18 Whiskies überdurchschnittlich zu bewerten? Es stellt sich heraus, dass diese Tester sich von der "Jackson-Skala" leiten liessen, auf der selbst sehr schlecht bewertete Whiskies noch über 50 Punkte erhalten. Die Tester korrigieren ihre Ergebnisse.
Einige Tester kündigen bereits an, dass der anvisierte Termin Ende Januar für sie schwer einzuhalten sein wird, und erhalten als Antwort, dass wir das alles nicht eng sehen.
Von 56 versandten Proben sind bislang 33 Ergebnisse eingegangen. Wir versenden eine Rundmail zur Erinnerung und setzen als Einsendeschluss den 20.2.2007 fest.
Die eingehenden Ergebnisse werden alle zeitnah in die Datenbank eingetippt oder eingelesen, und wir verfolgen interessiert, wie einzelne Whiskies im Zwischenergebnis auf- und absteigen. (Gute Perl-Kenntnisse sind sehr von Nutzen, wenn man irgendwie elektronisch eingereichte Ergebnisse ins richtige Format bringen will.)
Einsendeschluss. 46 Rücksendungen liegen vor. Das Ergebnis-Rundschreiben wird vorbereitet und abgestimmt; die Ergebnistabellen werden mit Skripts direkt aus der Datenbank erzeugt.
In letzter Minute kommt noch Rückmeldung vom 47. Teilnehmer. Die Ergebnistabellen für das Rundschreiben werden generiert, und ein 235seitiges PDF-Dokument wird an alle Teilnehmer verschickt. Darin befindet sich, neben dem Anschreiben mit kurzer Ergebnisanalyse und einer Finanzübersicht, pro Verkoster und pro Whisky eine Tabelle mit den abgegebenen Bewertungen. Die Whisky-Bewertungen stehen auch hier im Web.
Hier noch eine kurze Abhandlung darüber, dass Fehler unwahrscheinlich sind.