Sicher vor Fehlern?

Es ist möglich, ja sogar wahrscheinlich, dass der eine oder andere Proband von seinen eigenen Ergebnissen so überrascht sein wird, dass er sagt: Da muss ein Fehler bei den Flaschen vorgelegen haben!

Fehler sind nie auszuschliessen, aber wir haben uns alle Mühe gegeben, so vorzugehen, dass das Risiko, dass sich Fehler einschleichen, gering ist, bzw. dass Fehler, die sich einschleichen, schnell gefunden werden.

Hier eine detaillierte Beschreibung des Vorgehens, in der Hoffnung, damit den einen oder anderen Zweifel zerstreuen oder wenigstens reduzieren zu können.

Zunächst wurden die Etiketten für die Flaschen mit einem kleinen Perl-Skript gedruckt, und zwar die Nummern #001 bis #999 und #1000 bis #1050. Dass hierbei Nummern ausgelassen oder doppelt gedruckt wurden, können wir eigentlich ausschliessen.

Dann wurden die Etiketten wild durcheinander auf die Flaschen geklebt. Insgesamt sind rund 1020 Flaschen etikettiert worden; einige wenige Etiketten (ganz unterschiedliche Nummern) blieben übrig und wurden weggeworfen.

Danach erfolgte die Whisky-Abfüllung. Dabei wurden immer 14 etikettierte Flaschen zufällig herausgegriffen, mit einer 0,7l-Liter-Flasche Whisky befüllt, und sofort im Computer erfasst. Hierbei wurde eine Textdatei pro Sorte angelegt:

# Glen Trinkmichleer 10 years old, Flasche 1
123
234
345
456
...
# Glen Trinkmichleer 10 years old, Flasche 2
567
678
789
890
...

Die 56 Fläschchen einer Sorte kaen immer gemeinsam in einen Pappkarton und wurden bis zur Paketbestückung gelagert. Noch bevor überhaupt alles in die Datenbank ging, konnte hier mit dem einfachen Unix-Befehl

grep -h "^[0-9]" *txt|sort |uniq -c|sort -rn|head
geprüft werden, ob irgendeine Nummer mehrfach vergeben war. In der Tat ist das dreimal passiert; jedesmal stellte sich heraus, dass z.B. statt einer "722" eine "772" eingetippt worden war. Da alle Sorten getrennt aufbewahrt waren, musste man in diesen Fällen nur die Flaschen des jeweiligen Kartons noch einmal durchschauen, um den Fehler zu finden.

(Eine Falscherfassung an dieser Stelle wäre nur dann unentdeckt geblieben, wenn man sich vertippt hätte und die vertippte Nummer zufällig zu den rund 20 nicht vergebenen gehört hätte.)

Nach Fertigstellung der Abfüllung mußten die Probenkartons zusammengestellt werden. Zuerst war geplant, die Zusammenstellung vom Computer "auswürfeln" zu lassen, aber das hätte erfordert, dass über 1000 Flaschen nach Computer-Anweisungen herausgesucht werden. Stattdessen beschloss Frederik, einfach mit den 56 Flaschen einer Sorte die Reihe der Probenpackungen entlangzulaufen, in jede Packung eine Flasche zu legen und bei jedem solchen Vorgang sofort in den Rechner zu tippen "Flasche 123 in Karton 51 gelegt" (natürlich in Wahrheit nur "123 51"). Ein Perl-Skript nahm diese Eingaben entgegen und prüfte, ob die angegebenen Nummern tatsächlich existieren, ob das Paket Nr. 51 eventuell schon eine andere Flasche mit der gleichen Whiskysorte wie 123 enthielt (das passierte einige Male, dass wegen einer Ablenkung eine zweite Flasche der gleichen Sorte in ein Paket kam) oder ob die Flasche 123 angeblich bereits in einem anderen Paket lag. Ausserdem gab das Skript aus, wieviele Flaschen nun seiner Ansicht nach im Paket sein muessten. Auf diese Weise konnten die Flaschen sicher auf die Pakete verteilt werden.

Der wahrscheinlichste Fehler hierbei waren Fehleingaben (Flasche 122 genommen und 123 getippt) oder Fehlhandlungen (Paket 51 eingegeben und Flasche in Paket 52 gelegt). Ersteres konnte das Skript finden, letzteres sollte spätestens dem Tester auffallen, weil ein Paket plötzlich 17 Flaschen hat und ein anderes 19.

In der Tat wurde Mitte Januar ein Fehler gemeldet; zwei Flaschen waren vertauscht, d.h. eine Flasche, die laut Aufzeichnung in Paket A hätte sein müssen, befand sich in Paket B und umgekehrt. Dadurch hatten beide Tester jeweils eine Sorte doppelt, und eine andere fehlte. Zum Glück waren beides Tester, die einen Doppelpack Proben bestellt hatten (eine für sich, einen für einen Freund), und so konnten beide die ihnen fehlende Sorte "fremdtrinken".

Durch dieses Verfahren ist es insgesamt sehr unwahrscheinlich, dass auf einer Flasche etwas anderes draufsteht als drin ist; hierzu müssten vier unabhängige "Zahlendreher" gemacht werden. Wenn irgendetwas schiefgegangen ist, dann eher bei der Erfassung der Ergebnisse - aber auch hier gab es den Check, dass ein Tester, der die Probe 722 in seinem Paket hatte, nicht plötzlich eine Bewertung für die Probe 772 abgeben darf.


  Frederik Ramm, 2007-03-01