Siebzehnter Tag: Donnerstag, 13.4.95

Logbucheintrag vom 13.4., 20:00, vor dem (echten) Kamin

Der vergangene Tag - bei manchen heißt er Gründonnerstag - war recht geruhsam, und wir hatten das beste Wetter unseres ganzen Trips. Jemand sagte uns, selbst im Sommer würde es selten so warm, und ich hatte leider keine kurzen Hosen dabei.

Heute morgen fuhren wir zuerst rund 10 Meilen auf der A701 nach Süden und bogen bei Tweedsmuir nach links ab. Die Single Track Road, die dort beginnt, ist wohl eine der schönsten hier in den Lowlands, auch wenn sie bei weitem nicht durch unberührte Natur führt und natürlich schon gar nicht mit den Straßen in den Highlands konkurrieren kann:

Man kommt am Megget Reservoir vorbei, das zunächst wie ein normales Loch aussieht, sich dann aber als ein im Tal gestauter Fluß entpuppt. Von hier wird ein beträchtlicher Teil der Wasserversorgung Edinburghs bestritten. Zum Spazierengehen ist es allerdings nicht so schön, also fahren wir weiter bis zu St. Mary´s Loch und von dort noch ein paar Meilen südlich bis zum "Grey Mare´s Tail"; dort gibt es einen Parkplatz, und man hat die Auswahl zwischen zwei Wanderwegen, beides aber Einbahnstraßen: Der eine zehn Minuten für jeden Weg, nur bis zum Wasserfall; der andere 45-60 Minuten pro Weg, bis zum Loch Skeen. Wir nahmen letzteren; der ist nicht besonders lang, aber dafür umso steiler. Der Anstieg ist beschwerlich, und noch viel schlimmer ist der Abstieg - das geht in die Knie! Dafür gibt es zwischendurch aber die besonders bei diesem Wetter angenehme Portion Highland, die Rast am Ufer des Sees.

Nach dieser Tour - es war etwa Mittagszeit - fuhren wir in das wenige Meilen südlich liegende Städchen Moffat, ein Besuch, den ich nur empfehlen kann. Es ist ein hübscher kleiner Ort mit einer Anzahl hübscher kleiner Läden, darunter ein Toffee- Geschäft... Schleckermäuler draußen bleiben oder viel Geld mitnehmen!

Unser Weg führte uns dann wieder nach Norden (auf der A74 bis Elvanfoot), und dort nahmen wir die Straße über Leadhills und Wanlockhead, die beiden höchstgelegenen Orte Schottlands, nach Sanquhar.

In Wanlockhead gibt es ein Lead Mining Museum, aber uns war nicht nach Museum zumute. Wir wollten nun Richtung Glasgow fahren und uns dort irgendeine Übernachtungsgelegenheit suchen. Der Weg war nicht so schön zu fahren (große Straße); unterwegs hielten wir mal an, und ich versteckte für Claudia ein Osterei, das ich heimlich in Moffat gekauft hatte (siehe Artikel über Einkaufen in Schottland). In diesen südlicheren Regionen ist es schon anders als in den Highlands; alles abgesperrt, Zäune, Hecken, Mauern, und kaum frei herumlaufende Schafe.

Auf der A76 fuhren wir bis Kilmarnock, erreichten auf komischen Umwegen Stewarton und fanden nach langem Herumirren schließlich in der Nähe von Beith Unterkunft für £ 12.50 pro Nase. Jetzt sitzen wir vor einem echten Kamin und ruhen uns ein wenig aus. Hier unten gibt es offenbar kaum B&B, alles so häßliche Wohnstädte für Leute, die in Glasgow arbeiten oder so...


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  Frederik Ramm, 2001-04-28