Logbuch-Eintrag 2.4., abends (Wecker kaputt, daher keine Zeitangabe)
Das Frühstück war wieder ganz in Ordnung, vom
Spiegelei abgesehen - was machen die Briten bloß
immer mit den Eiern?
Wir fuhren durch Drumnadrochit
hindurch und genossen von der Straße aus den Blick
auf die Ruine des Urquhart Castle (wird etwa "Örk´t"
ausgesprochen, sorry, daß dieser Rechner keine
Lautschrift kann). Drei Pfund (rund sieben Mark) sollte
der Eintritt kosten, nein danke, die spinnen doch, die
Briten - wo schon der Reiseführer sagt, daß es
von innen eigentlich weit weniger eindrucksvoll ist.
Weiter führt uns die A82 am Loch Ness entlang, bis
wir bei Invergarry
auf die A82 und wenig später nach
Westen auf eine nicht numerierte Single Track Road
abbiegen.
Über eine Stunde fuhren wir in diese
Sackgasse, durch das Glen Garry, am Loch Quoich vorbei
(eindrucksvoller Staudamm übrigens [großes
Bild hier]- ich möchte
wetten, die Schotten bestreiten einen beträchtlichen
Anteil ihrer Stromversorgung mit Wasserkraft) bis nach
Kinloch Hourn. Gegen Ende wird die Straße besonders
abenteuerlich, und bei gutem Wetter hätten wir dort
den halben Tag wandernd und die tolle Landschaft
bestaunend verbringen können. Leider hatte es zu
regnen angefangen, und so blieb uns nur ein kurzer
Spaziergang, bevor wir die Rückfahrt antraten.
So ein
Pech: Zu Fuß wären es von hier bis Arnisdale
nur sieben Meilen nach Nordwesten gewesen. Da es keine
Straße gibt, müssen wir mit dem Auto
außen herum fahren, das ist etwa die zehnfache
Entfernung. Die Abbildung zeigt das Ende der Straße -
man sieht auf dem großen
Bild vielleicht etwas mehr.
Naja, ganz bis Arnisdale wollten wir gar nicht, aber immerhin nach Glenelg, die "Brochs" ansehen. Und wirklich dauerte es rund zweieinhalb Stunden, bis wir da waren - der Weg nach Glenelg ist auch nur einspurig und führte noch dazu über einen nebligen Paß. Die "Brochs" sind rund 2.000 Jahre alte Festungstürme mit ziemlich dicken Wänden; auf Galerien im Innern der Türme konnten bis zu 100 Personen hausen (davon wurde aber nur in Notzeiten Gebrauch gemacht, normalerweise lebte man in Zelten außenherum).
Nach oben sind die Brochs offen, um Licht herein- und Rauch von der Feuerstelle herauszulassen. Das Interessanteste an den Brochs ist, daß heute niemand weiß, gegen welche Gefahr sie dereinst aufgestellt wurden - es muß eine bedeutende gewesen sein, denn insbesondere im Nordosten des Landes finden sich über 200 solcher Bauwerke.
Ein Leser schrieb mir im Mai 2000:
Wir sind im Juli 1999 auch über den Paß zu den Brochs of Glenelg gefahren, wobei wir auf der Hin- und Rückfahrt jeweils einem radfahrenden Pärchen begegneten, welches sich die Serpentinen hochquälte, da ist man schon froh in einem Auto zu sitzen. Die Strecke ist, obwohl sie einen 30km-Abstecher bedeutet und man die gleiche Strecke wieder zurückfahren muß, neben der Küstenstraße nach Applecross die interessanteste, die wir in Schottland gefahren sind. Die Brochs und das einsame Tal sind ebenfalls sehr eindrucksvoll. Wir sind auch noch an den Brochs vorbeigefahren, bis die Straße am Gatter einer Farm endete. Die Leute dort leben schon sehr abgeschieden.
Logbuch-Eintrag 3.4., 22:30, im Bett
Der Rückweg führte unweigerlich über die gleiche beschwerliche Straße. Später kamen wir noch am Eilean Donan Castle vorbei, das von vielen als "das Bilderbuchschloß" gerühmt wird - wir fanden es nicht so toll. (Im Juni 1996 war ich dann mal drin; man hat von dort eine hübsche Aussicht, es gibt ein paar Räme zu besichtigen, und eine kleine Ausstellung beschreibt ganz nett die Geschichte der Region.) Rund drei Meilen vor Kyle of Lochalsh bogen wir in einen kleinen Ort namens Balmacara Square ab, wo wir für zehn Pfund eine etwas gespenstische Unterkunft fanden; die übergewichtige Hausherrin besaß wohl keinen Kehlkopf mehr und mußte beim Sprechen immer einen Finger auf ein Plastikloch in ihrem Hals halten - so geht es den Rauchern halt. Kinder hätten sich vor der sonoren, schnaufenden Stimme bestimmt gefürchtet.
Den Abend verbrachten wir friedlich in unserem Dreierzimmer, karten- und tagebuchschreibend, planten noch ein wenig die Überfahrt auf die Insel Skye und gingen früh ins Bett.
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